Studie enthüllt die ältesten geflochtenen Körbe und Sandalen Europas

Vor mehr als einem Jahrhundert wurden in einer tiefen Höhle im Südwesten Spaniens aus Gras geflochtene mesolithische Körbe entdeckt. Dank der stabilen Bedingungen in der Höhle sind die Körbe in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben und sehen praktisch so aus, als wären sie erst gestern hergestellt worden. Man hat jetzt festgestellt, dass sie 9 500 Jahre alt sind, was sie zu den ältesten erhaltenen Körben in Europa macht.

Die Höhle der Fledermäuse (Cueva de los Murciélagos) ist ein komplexes, sechzig Meter tiefes System. In der Tiefe herrschen bei einer Luftfeuchtigkeit von fast Null ideale Bedingungen für die "Konservierung" von organischem Material. Als die Höhle im 19. Jahrhundert von Bleiglanz-Bergleuten entdeckt wurde, fanden sie Dutzende von teilweise mumifizierten Leichen, die mit geflochtenen Körben, Steinwerkzeugen und Wildschweinzähnen vergraben waren. Leider wurde ein Teil des archäologischen Materials von den Bergleuten als Brennstoff für ihre Heizkessel verwendet. Spätere Ausgrabungen förderten weitere mumifizierte Leichen zutage, die mit Körben, Sandalen und zahlreichen Werkzeugen begraben waren.

Die Archäologen waren bisher davon ausgegangen, dass alle geflochtenen Körbe aus der Höhle von neolithischen Bauern hergestellt wurden, da sie komplizierte geometrische Muster aufwiesen und aus gefärbten Fasern gefertigt waren. Sie waren sogar mit menschlichem Haar und verschiedenen Pigmenten verziert. Die Radiokohlenstoffdatierung der neuen Studie hat jedoch ergeben, dass sie während des Mesolithikums hergestellt wurden, als die Lebensweise der Jäger und Sammler vorherrschte. Sie wurden aus Gräsern geflochten, die noch heute von lokalen Handwerkern zur Herstellung von Körben, Schuhen und Hüten verwendet werden. Die mesolithischen Korbflechter verwendeten ein geschlossenes Geflecht ohne Lücken zwischen den Schusselementen, wodurch ein sehr dichter und hochwertiger Korb entstand.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie beschreibt 76 überlebende Höhlenobjekte, die sich in der Sammlung des Museo Arqueológico Nacional in Madrid befinden. Die 65 Objekte wurden aus den Fasern der breitblättrigen Grasart Esparto (cavyl die steifste) hergestellt, die hauptsächlich in Nordafrika und Südspanien wächst. Die Radiokarbondatierung teilte die Artefakte in die Zeit des Mesolithikums (7950 - 7360 v. Chr.) und des Neolithikums (4370 - 3740 v. Chr.) ein.

Nach der mesolithischen Besiedlung blieb die Höhle 2 000 Jahre lang verlassen, bevor die Bauern des frühen Neolithikums begannen, sie zu nutzen. Auch sie webten Espartogras und wandten dabei ausgefeiltere und vielfältigere Techniken an. Sie stellten eine breite Palette von Gegenständen her, darunter Schnüre, Körbe, Sandalen, Matten und Taschen. Die Abnutzungsanalyse eines in der Höhle gefundenen Holzschlegels deutet darauf hin, dass er verwendet wurde, um das Gras zu zerkleinern, damit es weicher, flexibler und damit bequemer wird, wenn es z. B. für die Sohlen von Sandalen verwendet wird.

Einige Sandalen weisen Gebrauchsspuren auf, andere waren in einem unbenutzten Zustand. Archäologen gehen davon aus, dass einige Menschen in Sandalen begraben wurden, die sie zu Lebzeiten trugen, während andere sie speziell für Bestattungszwecke anfertigen ließen: "Die älteste datierte Sandale ist etwa 6.000 Jahre alt und damit der älteste jemals in Europa gefundene Schuh", erklärt Forschungsleiter Professor Francisco Martínez Sevilla. "Die Verwendung von Pflanzenfasern in Europa ist älter als wir erwartet haben", fügte Teammitglied Maria Herrero-Otal von der Autonomen Universität von Barcelona hinzu. "Wir stellen uns mesolithische Bevölkerungen als einfach vor, aber es scheint, dass sie viel komplexer waren, als wir dachten", fügte sie hinzu.

"Die Qualität und die technologische Komplexität der Korbwaren lassen uns die vereinfachenden Annahmen in Frage stellen, die wir über die menschlichen Gesellschaften vor der Zeit der Steinzeit haben.wir über menschliche Gesellschaften vor der Ankunft der Landwirtschaft in Südeuropa haben", sagte Martínez-Sevilla in einer Erklärung. "Diese Arbeit und das sich noch entwickelnde Projekt machen die Höhle Cueva de los Murciélagos zu einer einzigartigenOrt in Europa für die Untersuchung des organischen Materials prähistorischer Bevölkerungen", schloss er.

Roman Němec

Quellen: science.org, newscientist.com, smithsonianmag.com

Ein Holzhammer zum Aufweichen von Grasfasern und die ältesten Sandalen Europas

9500 Jahre alte Graskörbe aus der Höhle der Fledermäuse

Mesolithische Körbe

Die Lage der Höhle hoch über dem Talboden

Profil des Tals und Lage der Höhle am Hang

mikroskopisches Detail

Der Eingang zur Fledermaushöhle