Das Geheimnis des Frankfurter Silberamuletts gelöst

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Im Jahr 2018 wurde in einem Grab aus der Mitte des 3. Jahrhunderts ein 35 mm langes Silberamulett entdeckt. Es dauerte 6 Jahre, um die Inschrift mit modernster Technik zu entziffern. Der veröffentlichte Text enthüllt völlig neue und unerwartete Informationen. Sie verschieben die Phase des frühen Christentums um mindestens 50 bis 100 Jahre nach hinten, das Artefakt selbst ist das älteste Zeugnis des Christentums nördlich der Alpen.

Das Amulett wurde 2018 am Rande der römischen Stadt Nida, unweit des heutigen Frankfurt, entdeckt. Es war eine der größten und wichtigsten archäologischen Fundstellen in Hessen. Das Silberamulett lag in einem römischen Grab aus dem 3. Jahrhundert auf dem Friedhof "Heilmannstraße" in Frankfurt-Praunheim. Das Grab mit der Nummer 134 enthielt die sterblichen Überreste eines Mannes, ein Weihrauchfass und einen Tonkrug. Unter dem Kinn des Mannes befand sich ein kleines silbernes Amulett, ein so genanntes Phylakterium. Wahrscheinlich trug er es um den Hals gehängt.

Das Grab wurde auf die Zeit zwischen 230 und 260 n. Chr. datiert. Solch frühe authentische Belege für das Christentum nördlich der Alpen wurden bisher nicht entdeckt. Historische Hinweise auf die ersten christlichen Gruppen in Gallien stammen aus dem späten 2. Zuverlässige Belege stammen jedoch im Allgemeinen aus dem 4.

"Die so genannte Frankfurter Inschrift ist eine wissenschaftliche Sensation. Sie wird die Geschichte des Christentums in Frankfurt und weit darüber hinaus um 50 bis 100 Jahre zurückwerfen", sagte Frankfurts Bürgermeister Mike Josef. "Der erste christliche Fund nördlich der Alpen stammt aus unserer Stadt: Darauf können wir stolz sein, gerade jetzt, so kurz vor Weihnachten. Die Beteiligten haben eine großartige Arbeit geleistet", fügte er hinzu.

Eine mikroskopische Analyse mit Röntgenstrahlen erkannte bereits 2019 die Zeilen des Textes, doch die dünne Silberfolie selbst ist zu zerbrechlich, um sie einfach abzurollen. Der Durchbruch gelang im Mai 2024, als sie am Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz mit einem hochmodernen Computertomographen untersucht wurde.

"Die Herausforderung bei der Analyse war, dass die Silberfolie ursprünglich aufgerollt war, aber nach 1800 Jahren im Boden natürlich auch zerknittert und gestaucht. Mit Hilfe der CT konnten wir sie in sehr hoher Auflösung scannen und ein 3D-Modell erstellen", sagt Dr. Ivan Calandra, Leiter des Bildgebungslabors von LEIZA. Mit einer speziellen Analysemethode wurden die einzelnen Scan-Segmente Stück für Stück wieder zusammengesetzt. Der Film wurde also quasi "abgerollt".

Die Inschriften wurden von dem Archäologen und Lateintexperten Prof. Dr. Markus Scholz von der Goethe-Universität Frankfurt entziffert. "Manchmal brauchte ich Wochen, ja Monate, um auf eine neue Idee zu kommen. Ich habe unter anderem Experten aus der Theologiegeschichte konsultiert, und wir haben uns gemeinsam Stück für Stück an den Text herangetastet und ihn schließlich entziffert."

Inschrift - frei aus dem Lateinischen ins Deutsche und dann ins Englische übersetzt:



(Im Namen des?) Heiligen Titus. Heilig, heilig, heilig! Im Namen Jesu Christi, des Sohnes Gottes!




Herr der Welt widersteht nach besten Kräften allen Anfällen(?)/Versagen(?). Gott(?) gewährt Wohlstand Akzeptanz.
Dieses lebensrettende Gerät(?




) schützt den Menschen, der sich dem Willen des Herrn Jesus Christus, des Sohnes Gottes, hingibt, denn vor Jesus Christus beugen sich alle Knie:


Die himmlischen, die irdischen und die unterirdischen, und jede Zunge bekennt sich (zu Jesus Christus).

Der Text ist ganz in Latein: "Das ist für die damalige Zeit ungewöhnlich. Normalerweise waren solche Inschriften auf Griechisch oder Hebräisch", erklärt Scholz. Der Text ist auch sehr ausführlich. Der Verfasser muss ein sehr guter Schreiber gewesen sein. Ungewöhnlich ist, dass sich die Inschrift auf keinen anderen Glauben als das Christentum bezieht. Noch im fünften Jahrhundert enthielten Edelmetallamulette dieser Art meist eine Mischung aus verschiedenen Glaubensrichtungen. Meistens waren dies Elemente aus dem Judentum oder heidnische Einflüsse. Dieses Amulett ist rein christlich.

Die Ergebnisse verändern bisher akzeptierte Glaubensvorstellungen. Einige Formulierungen in dem Text wurden erst viele Jahrzehnte später bestätigt. So wird zum Beispiel am Anfang der heilige Titus erwähnt, ein Schüler und Vertrauter des Apostels Paulus. Ebenso wie der Ausruf "Heilig, heilig, heilig", der in der christlichen Liturgie erst seit dem 4. Jahrhundert nach Christus bekannt ist. Das Ende der Schriftrolle enthält ein fast wortwörtliches Zitat aus dem "Hymnus an Christus" des Paulus.

Einige Randbereiche sind durch die lange Lagerung im Boden verloren gegangen. Die Hinzufügung der entsprechenden Textpassagen bleibt daher umstritten. Die "Frankfurter Silberinschrift" ist eines der weltweit bedeutendsten Zeugnisse des frühen Christentums. Ihre Entdeckung eröffnet der Archäologie, den Geschichtswissenschaften und der Theologie neue Horizonte, aber auch eine Reihe von neuen Fragen.

Roman Nemec

Quellen: aktuelles.uni-frankfurt.de, thehistoryblog.com, archaeologisches-museum-frankfurt.de

digitálně rozvinutý svitekdigital entwickelte Schriftrolle

amulet se stříbrným svitkemAmulett mit silberner Schriftrolle

digitální rekonstrukce textudigitale Rekonstruktion des Textes

pohřeb ze 3. století a vyznačený amuletBestattung aus dem 3. Jahrhundert und markiertes Amulett

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Kommentare

Opravdu zajímavý článek baví mě tohle číst. Jen tak dál 👍

Děkuji

Pěkný článek, díky za něj ;-)

Úžasné co v dnešní době dokážou nejmodernější technologie v cestě za poznáním naší historie 🤠
Zajímavé počtení :-)👍

Moc pěkný článek ;-)

Děkuju všem

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